1. September bis 24. November 2019:
Wen würde es nicht berühren, wenn Sonnenlicht eine Kirche oder einen Kreuzgang durchdringt, wenn sich von den Fenstern Lichtdreiecke in die Architektur hineinschieben, wenn Schattenlinien und -flächen auf Wand und Boden „zeichnen“ und wenn Licht und Schatten zugleich ein neues transzendentes Gebilde ungekannter Farb- und Tonflächen schaffen?
Die Malerin Teresa Dietrich, 1953 in München geboren und seit vielen Jahren in Fulda heimisch, hat solche überwältigenden Eindrücke aus dem Kloster Steinfeld (Eifel) in sich aufgenommen und Mitte der 1990er Jahre mit Ölfarben auf die Leinwand gebannt. Es waren keine realistischen Wiedergaben der Gebäude, sondern das ausschnitthafte faszinierende Zusammenspiel von architektonischen Elementen mit Licht und Schatten. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass alles sich zu einer Textur geometrischer Formen verbindet und Aspekte der Perspektive und Räumlichkeit zurücktreten.
Bei der Ölmalerei blieb es nicht, vielmehr erschafft Teresa Dietrich seither in akribisch durchstrukturierten Collagen, was sich ihr unterwegs in Stadträumen und angesichts architektonischer Konstruktionen offenbart. Oft basieren ihre Arbeiten auf Papierausdrucken eigener Fotoaufnahmen, die in aller Welt entstanden. Hinzukommen andere zurechtgeschnittene Papiere und geeignete Materialien, von denen sie eine üppige Sammlung in unterschiedlichen Stärken, Qualitäten und Färbungen zusammengetragen hat. Mit großer Sensibilität für alles Konstruktive, für Proportionen und für Farbwerte bildet sie immer wieder neue rhythmische Ordnungen von Horizontalen und Vertikalen, von Parallelen und Diagonalen, verkantet, rastert, baut Spannungen auf oder beruhigt wieder im Gleichmaß. Dabei ist den Collagen von ihrem geschichteten Aufbau her ein Minimum an „Räumlichkeit“ und „Plastizität“ eigen, an dem sich wiederum Licht und Schatten in feinen Nuancen bilden. Teresa Dietrichs Arbeiten zeugen von einer Empfänglichkeit für besondere Struktur- und Farbreize, die selbst von an sich „unschönen“ Stellen ausgehen können. So befasst sich die Künstlerin neuerdings mit Bodenbelägen und vor allem mit den Orten, an denen die Homogenität gebrochen ist: Ausflickungen, Erneuerungen, Stoßbereiche unterschiedlicher Materialien, Unterbrechungen und Markierungen. Und sie schöpft daraus Anregungen zu ganz neuen Arbeiten für ihre Ausstellung in der Kunststation. Scheinbar allem Konstruktiven zum Trotz: Teresa Dietrichs Werkreihen sind immer Anregungen aus ihrem Leben – und Ergebnisse von „unterwegs“.