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Sabine Ostermann – Kein Druck!

15. Dezember 2019 – 23. Februar 2020:

Sabine Ostermann hat eine ganz eigene, ungewöhnliche Ausdrucksweise und Technik entwickelt, um ihre beiden Passionen für die Malerei und die Graphik zu vereinen. Die Künstlerin, die 1968 in Backnang geboren wurde, in Mainz studierte und heute in Falkensee bei Berlin lebt und arbeitet, hat sich ganz dem Linolschnitt zugewandt. Linol ist als Bodenbelag in vielen Farben erhältlich, dabei zumeist nicht homogen eingefärbt, sondern mit seidigem Glanz und marmorhaften Äderungen. Auf dieses Material skizziert Ostermann ihre Bildideen, „zeichnet“ dann sozusagen mit dem Messer weiter, strukturiert, schraffiert und erschafft mit großer Präzision nach und nach ein feines Relief. Die Bildideen entwickeln sich dabei fort und entfalten sich, zumal die Künstlerin in diesen Entstehungsprozess ihr ganzes malerisches Gespür und Können einbringt. Vorzugsweise verwendet sie Alkydfarben, die sich mit Pinsel, Walze und Schwamm auch lasierend auftragen, verreiben und verwischen lassen – auf den Flächen und in den Vertiefungen. Eine Weiterarbeit mit dem Messer bringt wieder Schraffuren im Linolton zutage, sodass sich ein immer komplexeres, immer feiner nuanciertes Farb- und Liniengefüge ergibt. Inzwischen hat Sabine Ostermann ihre Technik so perfektioniert, dass sie selbst das Durchscheinende transparenter Stoffe wiedergeben kann. Gerade das Textile hat die Künstlerin zu tiefsinnigen Ausdeutungen in ihrer Bilderwelt veranlasst, die das Aufbauen von Netzwerken, das Verfangen in Netzen und Verstricken, das Fäden-Spinnen und in der Hand Halten sowie die unterschiedlichsten Verknüpfungen und Verknotungen thematisiert. Mit ihren einzigartigen, feingliedrigen Linolschnitten hebt Sabine Ostermann die Grenze zwischen Malerei und skulpturaler Reliefarbeit auf. Es entstehen eigenständige, faszinierende Bildwerke und Unikate, die sich anders als beim traditionellen Linolschnitt der Reproduktionsgraphik völlig entziehen: Denn kein Druck ist möglich.

Presseartikel aus der Fuldaer Zeitung vom Freitag, 17. Januar 2020