1. September bis 24. November 2019:
Im Winter 2017/2018 überraschte Robert Kunec bei der Wettbewerbsausstellung „SIE und ER – WER sind WIR?“ mit seiner tiefgründigen Arbeit „Kollateralschaden“ und gewann den Jury-Preis. Jetzt kehrt der Bildhauer, der 1978 in der Slowakei geboren wurde und seit seinem Studium in Halle an der Saale lebt und arbeitet, mit einer eigens für die Kunststation konzipierten, begehbaren Rauminstallation zurück.
„Dominium terrae“ („Herrschaft der Welt“) greift auf ein wirkungsgeschichtlich bedeutendes Motiv des Alten Testamentes zurück: auf den Auftrag Gottes an den Menschen, sich zu vermehren, die Erde zu füllen und sich untertan zu machen. In einem virtuellen Haus werden Wohn- und Schlafräume, Küche und Bad mit Arbeiten besetzt, die als Metaphern fungieren und mit deren Hilfe sich der Künstler tief forschend und höchst komplex mit den existentiellen Themen von Zuhause und Familie, Flucht und Heimat, Beziehung, Krieg und Gewalt auseinandersetzt und seine Erkenntnisse dem Betrachter mitteilen will. Zwei aus Ton geschaffene Figuren – mithin Personifikationen zweier Welten – treffen hier aufeinander und berühren sich: der Homo Sapiens und der Homo Neanderthalensis. „Denn diese beiden Spezies sind in uns und bestimmen unsere Verhaltensweise“, wie Kunec erläutert. „Im Angesicht der heutigen Situation, der Flucht und Migration vergessen wir, woher wir stammen – nämlich aus Afrika.
Und der Vermischung mit dem Neanderthaler verdanken wir unsere weiße Haut. „Kunec überdenkt auch den Ursprung von Materie und die Ambivalenz von segensreichem Kraftakt und zerstörerischer Gewalt und findet auch hierfür ausdrucksstarke, installative Bilder. Kernstück des gedankenreichen Konzeptes ist jedoch ein altargleich aufgebautes Ehebett mit Flügeln, die sich wie ein Buch öffnen, in das das Leben schreibt – die Geschichte des „Dominium terrae“, „der Herrschaft der Erde“.