Studioausstellung vom 23.01.2022 – 04.03.2022
Richard Müller (1946-2021) ist im Fuldaer Land vor allem mit seiner Prosa und Lyrik in Rhöner Mundart bekannt geworden. In vielen von Manfred Borg (Buchhandlung Ulenspiegel) veranstalteten Lesungen, in selbst gesetzten und gedruckten Broschuren und in dem vom Ulenspiegel herausgegebenen Sammelband „Zesomme genomme“ fanden seine Mundartwerke Verbreitung. Das war aber eher ein Nebenprodukt seines künstlerischen Schaffens.
Freunden und Kennern der Buchkunst ist er vor allem als Gründer der „edition fundamental“ ein Begriff: ein Herausgeber neuer und vor allem konkreter Poesie, der selbst im Handsatz druckte und die visuellen und spatialen Texte ebenso wie Zeichnungen der Autoren kongenial umsetzte. Herausragend sind seine Editionen von Wladimir Majakowski, Pierre und Ilse Garnier, Eugen Gomringer und anderen. Christian Morgensterns Galgenlieder hat er mit eigenen Zeichnungen illustriert. Mit gleicher Präzision und Geisteswitz hat er eigene Texte und Graphiken ediert. Immer war ihm die Einheit von Bild und Text, von Illustration und Typographie wichtig. Innovativ, kreativ und experimentierfreudig ging er zu Werke. Das Buch „Staubsinn“ von Manfred Bartling, von dem die Kunststation ein Exemplar besitzt, druckte Müller mit Dreck aus dem Staubsaugerbeutel. Vom Einband bis zur letzten Seite: höchste Buchkunst jenseits der Massenproduktion. Und darüber hinaus hat Richard Müller auch noch als Maler und Graphiker beeindruckende Werke konkreter Kunst geschaffen, die im Fuldaer Landkreis bislang nur selten zu sehen waren.
1946 in Fulda geboren und in Welkers aufgewachsen, hat Richard Müller zunächst eine Lehre als Schriftsetzer abgeschlossen, bevor er nach Köln zog, dort Kunst und Philosophie studierte und 1984 seine „edition fundamental“ gründete. Ausstellungen im In- und Ausland machten ihn bekannt. 1987 erhielt er den V. O. Stomps-Preis der Stadt Mainz. 2006 kehrte Richard Müller nach Fulda zurück. 2021 ist er kurz vor seinem 75. Geburtstag verstorben.
Die Kunststation Kleinsassen erinnert nun in einer konzentrierten Ausstellung an Richard Müller mit einer Auswahl aus seinem umfangreichen editorischen und künstlerischen Schaffen. Und wie würde ein Dialog mit Richard Müller darüber ausgehen? „Gemmer: Kommer do hiegegeh? / Do kommer hiegegeh! / Gemmer hie? / Mer genn hie! / Gemmer!“
Text: Dr. Elisabeth Heil, Kuratorin
Fotos Vernissage: Karin und Lothar Reichardt