7. September bis 23. November 2025
Wandelbar ist alles in der Natur, eingebunden in einen Kreislauf von Werden und Vergehen. Was ist das Wesen der Natur, gibt es ein inneres Ordnungssystem? Was erkennen wir als elementare Strukturen? Mal erstaunt uns die Komplexität der Gebilde, mal die strukturelle Einfachheit berückender Erscheinungsformen.
Helmut Gutbrod und Hannelore Weitbrecht beschäftigen sich mit der Natur, der Formenvielfalt und den erkennbaren Strukturen. Sie entwickeln – jeweils auf ihre eigene Weise – Bildwelten parallel zur Natur, die in der Ausstellung in einen interessanten Dialog treten.
Hannelore Weitbrecht arbeitet mit feinem Seidenpapier. Hieraus erschafft sie faszinierende Objekte und Installationen in sinnbildhafter Ausdeutung zu dem in der Natur Gesehenen: zu Pflanzen, Blüten, Blättern, Früchten. Gelegentlich werden auch Fundmaterialien wie Schoten oder Zweige eingearbeitet. Im Schichten und Formen des Papiers offenbaren sich Strukturen analog zur Natur, die fern aller Abbildhaftigkeit auf Essenzielles verweisen: auf die Bewegtheit im Aufwachsen, das sich stärkende Miteinander der einzelnen Elemente, die Fragilität der Schöpfung, die eine besondere Achtsamkeit fordert. In ihrer Arbeitsweise reflektiert die Künstlerin oft das Tun des Menschen, seinen Einfluss auf die Gestaltung der Erde durch Säen und Ernten, aber auch seinen Drang zu sammeln, zu sortieren, zu bündeln, zu lagern und ein naturwissenschaftliches Ordnungssystem aufzubauen. Objekte, die an den Erntezyklus erinnern, greifen Formen archaischer Gerätschaften auf.
Helmut Gutbrod sucht, die Klarheit und Kraft elementarer Formen und Strukturen einzufangen. Farbige Linolschnitte und Malereien auf Leinwand und Papier werden mit Acrylfarben flächig und linear bearbeitet und dann zeichnerisch mit Tusche und Bleistift erweitert. So gelingt es, stoffliche Texturen zu erzeugen, durch transparente Farbschichtungen Bildräume zum Schwingen zu bringen und statische Flächen durch bewegte Lineaturen zu beleben. Gutbrod verwendet dazu neben den malerischen Gestaltungsmitteln die Grundelemente der Zeichnung: Punkte, Linien, Kreise. Er entwickelt daraus eine reduzierte Bildsprache aus angedeuteten Naturformen, Zellstrukturen, Wellenlinien und geometrischen Feldern. Es entsteht ein spannungsvolles und zugleich fragiles Gleichgewicht in der gegensätzlichen Beziehung von Linie zu Fläche, Statik zu Bewegung, Verdichtung zu Auflösung. Seine Bildkompositionen sind frei von zwingenden Bedeutungszusammenhängen, sie stehen autonom für sich.
Hannelore Weitbrecht, 1952 in Waldshut geboren, studierte 1970-1974 Kunsterziehung und 1977-1981 Freie Malerei an der Freien Kunsthochschule Nürtingen. Seit 1992 erschafft sie Objekte und Rauminstallationen aus Papier. Sie lebt und arbeitet in Kirchheim unter Teck.
Helmut Gutbrod (*1958 Nürnberg) lebt und arbeitet als freischaffender Künstler und Musiker in Berlin. Er studierte Musik- und Theaterwissenschaften in Erlangen und Berlin, gab seit den 80er Jahren als Solist und in diversen Jazz-Formationen Konzerte als Pianist und Komponist und beteiligte sich an Film- und Theaterprojekten.