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Coronaalphabet – Alle ausstellenden Künstler im Überblick

13.12.2020 bis 22.01.2021 und 31.01.2021 bis 12.03.2021 / Studioausstellung

Als die Corona-Pandemie unser aller Leben erfasste, hatte Reinhild Gerum das „drängende Gefühl, all dieser Verunsicherung etwas entgegensetzen zu müssen. „Ich wollte aus meiner Erfahrung als Künstlerin und Kunsttherapeutin mit dem bildnerischen Tun einen Weg zur inneren Ruhe und zu unvermuteten Ressourcen zeigen, die dringend gebraucht werden in Zeiten der Krise.“ So entstand die Idee zu einem bildnerischen Kommunikationsprojekt: Reinhild Gerum lud verschiedene Leute aus ihrem Bekanntenkreis ein, ein Alphabet zu gestalten, „ein wunderbares Thema in Zeiten der Krise. Denn jeder kennt es. Es gibt eine Struktur vor, es gibt Halt und bietet Kontinuität. Alle Gedanken, die dem Einzelnen durch den Kopf ziehen, können so in eine Ordnung kommen, finden einen Platz.“ Die Gestaltung selbst ist frei. Die Anzahl der Teilnehmer*innen an dem Projekt ist inzwischen auf über 60 angewachsen (www.coronaalphabet.de). Von Teresa Dietrich ausgewählte Werke zeigt die Kunststation in zwei aufeinander folgenden Ausstellungen. Es sind Coronaalphabete in ganz unterschiedlichen Erscheinungsformen als Serie, paarweise, als Buchobjekt, als Säule, als Leporello oder Tableau.

Teil I mit Arbeiten von Teresa Dietrich, Reinhild Gerum, Soileymane Faye, Maria Hobbing, Adrian Marcucci, Hildegard Pütz, Peter P. Rast, Ulli Schellhaas
Teil II mit Arbeiten von Regina Dalkalacheva, Elis Hoymann, Renate Kohl, Ulrike Kohl, Wilson Neto, Stefanie Peter, Walter Pischler, Beatriz Pontes

Künstler des Teils I (13.12.2020 bis 22.01.2021)

Teresa Dietrich

Reisen von A bis Z (in Coronazeiten)
Von Agrigent bis Zürich springe ich durch die Jahre, hin und her über Kontinente und Länder, zu Kulturdenkmälern, Stadträumen … Die farbigen Fotos meiner Reisen verändere ich durch Überklebungen mit Fragmenten meiner Papiersammlung. So entstanden Collagen von poetischer Klarheit. Der runde Tisch in einem Café in Tiflis, das „vorübergehend geschlossene Bistrot“ im MAK in Frankfurt, der Wegweiser zur Mona Lisa im Louvre Paris, ein Blick aus dem Fenster des Museo Balenciaga in Getaria Nordspanien, die zebragestreiften Poller in Sofia, der Eingangsbereich eines Hauses im French Quarter New Orleans, Wäscheständer von oben gesehen in Veliko Tarnovo Bulgarien, Gurkenschalen auf einem roten Brett beim Zelten in Irakli Bulgarien, der Boden in den Bogengängen des Zokalo in Campeche Mexiko, das ionische Säulenfragment in Agrigent Sizilien, die Außenwendeltreppe in Den Haag, ein Blick aus dem Fenster der Fundacion Proa in Buenos Aires, eine Installation in der Kunsthalle Hamburg, ein lichtumspielter Zaun in Jakoruda Bulgarien, der Licht- und Schattenwurf eines Fensters im Fridericianum, Kassel, die Azulejos an einer Fassade in Lissabon, ein Brunnen im Rila Kloster Bulgarien, ein Stuhl und sein Schlagschatten im Kröller-Müller-Museum in Otterlo, Quebec, nur überflogen, in Zürich zwischengelandet, eine abgeblätterte Wand in Erfurt, der Schlundartige Eingang zu einem Tempel in Uxmal Mexiko, das verspiegelte Treppenhaus im Museum Weimar, die römische Tempelruine in Xanten, Fenster im Reina-Sofia-Museum in Madrid, die Göttergesichter an einem der vielen Maya-Tempel in Yukatan, Mexiko.

1953 in München geboren
1975 – 81 Studium an der Kunstakademie München Bei C.F. Dahmen
Auslandsaufenthalte in Boston, USA und in Sofia, Bulgarien

Stipendien (Auswahl)
1985 Zeichenstipendium der Stadt Nürnberg
2008 Moldaustipendium des HMWK
2018 Via – Regia – Stipendium, Königshain/Görlitz in Zusammenarbeit mit der Kunststation Kleinsassen

Einzelausstellungen (Auswahl)
in Nürnberg, Düsseldorf, Mönchengladbach, Stuttgart, Bonn, Köln, München, Frankfurt, Amsterdam, Boston, Brügge, Sofia, Kleinsassen, Zahlreiche Gruppenausstellungen im In- und Ausland.

Teresa Dietrich, lebt in Fulda
www.teresa-dietrich.de


Reinhild Gerum

Zwei Tieralphabete
Das erste Tieralphabet, entstanden 2018, ist Teil des Zyklus „1000 ÜBERARBEITETE ANSICHTSKARTEN“, den ich 2005 begann. Bei der Überarbeitung spielte ich mit dem Motiv der Ansichtskarte, das sich manchmal wenig, oft aber stark hinter meinen Zeichnungen verbirgt. Ich reise gern und Ansichtskarten waren für mich immer Dokumente meiner Reisen, Dokumente intensiver Augenblicke. Im Jahr 2020 beschäftigt uns nicht das Reisen, sondern die Corona – Pandemie. Sie ist ein Dauerrauschen im Hintergrund. So überarbeite ich beim zweiten Tieralphabet keine Ansichtskartenmotive, sondern die täglichen Statistiken der Süddeutschen Zeitung, welche die Dokumente dieser Monate sind. Immer wieder dringen sie hinter den Tieren hervor. Nicht mehr die Abwechslung des Reisens ist das Thema, sondern die bedrohliche Monotonie des Lebens in Quarantäne. Das Virus verwandelt unsere Gewohnheiten, unser Denken, unsere Lebensart.

Motive der Ansichtskarten:
Adler Bath, Bär Ferrara, Chamäleon Bad Reichenhall, Dromedar Ferrara, Elefant Bitonto, Fische Heidelberg, Giraffe Kek Lochsi, Hund London, Igel Syrakus, Jaguar Bad Hof Gastein, Katze Nimes, Löwe Kartause Buxheim, Maus Selinunt, Nashorn Brüssel, Otter Le Mont Saint Michel, Pferd Franz Marc, Qualle Bagdad, Rabe Tetuan, Schildkröte Toulouse, Tarantel Tomar, Uhu Venedig, Viper Kloster Weltenburg, Wespe Bitonto, Xoxogel überall, Yak Tahiti Papeete, Zebra Ägina

Motive der Statistikkarten:
Angst SZ, Beatmung SZ, Corona SZ, Durchhalten, Epizentrum SZ, Freiheit SZ, Grenzen SZ, Hamstern SZ, Impfstoff SZ, Jugend SZ, Klopapier SZ, Lockdown SZ, Masken SZ, Notstand SZ, Obacht SZ, Pandora SZ,
Quo Vadis SZ, Risikogruppe SZ, Schutzkleidung SZ, Tote SZ, Unruhe SZ, Virus SZ, Welle SZ, wir wissen niX SZ, Yoga SZ, Zähren SZ

1955 geboren in München
1974 – 1977 Studium der Philosophie und der Politischen Wissenschaften
1977 – 1982 Studium an der Kunstakademie München
1989 Stipendium des Instituts für Bildung und Kultur, Remscheid
1989 – 2020 Bildnerische Arbeit mit psychisch Kranken am Isar-Amper-Klinikum, München Ost
1994 Förderung durch den Kunstfond e.V. Bonn
2002 Kurzstipendium im Haus Rissen Hamburg
2005 Kunstpreis des Kunstvereins Bad Wörishofen
2010 a.i.r. der GEDOK München in Bulgarien (BG), Progress in Space, Art Festival Balchik, BG Arbeitsaufenthalt in Kuba
2013 a.i.r. EAV, in Rio de Janeiro
2014 a.i.r. in der Villa Paula, Klatovy/Klenova, Tschechien
2015 Spirit of Nature, Duppini Art Festival, Gabrovzi, BG
2017 Symposium NOVAS TRAVESSIAS in Sao Paulo
2019 Symposium Territorias in Belem, Brasilien
Zahlreiche Ausstellungen in Brasilen, Bulgarien, Deutschland, Italien, Österreich, Polen, Russland, Schweden, Tschechien, USA
Lehraufträge an der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg, HS für angewandte Wissenschaften München, New Bulgarian University und Nationale Kunstakademie in Sofia,

Reinhild Gerum, lebt in München                       
www.reinhildgerum.de


Soileymane Faye

Mundschutz-Säule
Der Ausbruch der Corona Pandemie bot mir die Chance, mich durch das Nähen von Mundschutzmasken solidarisch zu zeigen und Hilfe zu leisten in Krisenzeiten und gleichzeitig aber auch damit meine Dankbarkeit auszudrücken für die Hilfe, die mir selber in den letzten Jahren als senegalesischer Asylsuchender zuteilgeworden ist. Meine Motivation, an diesem Projekt teilzunehmen, bestand darin, mit Hilfe dieser Mundschutz-Säule zu zeigen, wie wir alle weltweit durch diese Krise miteinander verbunden sind. Ich habe die unterschiedlichsten Masken aus afrikanischen und europäischen Stoffen eng um eine Säule gebunden und sie alphabetisch mit Namen aus Worten meiner Heimatsprache Wolof versehen. So wie die Pandemie die Kontinente umfasst, so umfassen meine Masken diese Säule, die unbekannten Worte stehen für das Unbekannte von diesem Virus und die Buntheit der Masken erinnert uns daran, auch in scheinbar grauen Zeiten trotzdem für Farbe in unserem Leben zu sorgen.

Soileymane Faye, lebt in München

Geboren 1990 im Senegal
Schneiderlehre
Eigenes Schneideratelier im Senegal
2014 Flucht nach Europa
Lebt seit 2015 in München, derzeit als geduldeter Asylbewerber.
Links zu seiner Person: https://www.im-muenchen.de/news/senegalesischer-fluechtling-naeht-masken-fuer-pflegeeinrichtung/news/detail/News.html


Maria Hobbing

Die unvollständige Corona Begriffssammlung spiegelt in expressiven und surrealen Zeichnungen meine Gefühle und Assoziationen ab März 2020 wieder. Eine Zeichnung zu Social-Distancing fehlt. Besonders stark ist Social-Distancing im Kunst- und Kulturbereich zu erleben. Hier scheint mir über jeder Institution ein digitaler Schutzschirm zu liegen, der wie eine Käseglocke nun die markanten Gerüche abdeckt. Die Auseinandersetzung mit den „Corona Worten“ hat mir geholfen, die Pandemieentwicklung zu ordnen und dadurch etwas mehr zu begreifen.

Maria Hobbing, lebt in Hamburg
www.hobbing.de

1986 -1992 Freie Kunst, HfBK, Hamburg (HH) Diplom, DAAD Stipendium Polen
1998 -2001 Lehrauftrag HAW in HH, ab 2001 freie Mitarbeit/Dozentin Hamburger Kunsthalle
Ausstellungen (Auswahl)
2020 Poröse Hausgeschichten, Gal. Morgenland, HH (E)
2019 Organisation Bauhaus in den Falten des Raums, Veranstaltungsprojekt zum Bauhausjahr, HH
2019 Poröse Felder, Kunstraum Tosterglope mit R. Baumann
2018 Poröses Polster, Einstellungsraum, HH (E)
2018 Performance ,Faustfestival, Fürstenfeldbruck
2018 Schlupflöcher für vergessliche Engel, Galerie W, HH (E)
2016 Bühnenwelten – Scheinwelten, Performance, HH
2015 AUS – SICHT – ANDERE – RÄUME, Kunstverein Röderhof, Halberstadt (E)
2015 MANÈGE ATROIS, Westwerk, HH
2015 Fragmente in Bewegung, Galerie KH Bergedorf, HH. (E)
2008 u.a. Tentakel des Schleiers, Galerie ArtThiess, München,(E)
2006 Viel Nähe in großer Entfernung, Heidelberg, Kunstverein, J.Kolata
2004 Unendliche Maske, Kunstverein Ebersberg (E)
2003 Versluited Gesichte, Galerie Jos Art, Amsterdam (E)
1999 Gallery Gregory, NY City


Adrian Marcucci

Maler, Zeichner, bildender Künstler und Architekt
Ich möchte sagen, dass beim Zeichnen Lösungen immer magisch sind. Lange Zeit hat die Kunst Schönheit oder Proportionen nicht beschrieben oder als Ausdrucksmöglichkeit genutzt. Viele meiner Zeichnungen sind Träume oder inspiriert von Meditationen, daraus entwickelte ich meine Themen. Deshalb denke ich, dass meine Arbeit eher magischen Regeln als künstlerischen Kanons folgt.

Adrian Marcucci, lebt in Cordoba, Argentinien

1970 in Buenos Aires, Argentinien geboren, lebt in Córdoba, Argentinien
1995 – 1999 Koordinator der Kunstabteilung des Studentenzentrums der Fakultät für Architektur, Nationale Universität von Córdoba
Ausstellungen in Argentinien, Chile, New York Seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet.


Hildegard Pütz

Anfangs war es sehr weit weg
In China in der Millionenstadt Wuhan
Uns hier beunruhigte es noch nicht
………
Zuletzt bleiben Zahlen – Statistiken und
die Hoffnung, dass man es selbst nicht bekommt.

Hildegard Pütz, lebt in Dornick am Niederrhein

1946 in Gladbeck geboren
1975 – 81 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf Meisterschülerin und Staatsexamen
1975 – 84 Lehrtätigkeit am Gymnasium
seit 1984 freischaffende Künstlerin
seit 1976 Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland, zahlreiche Werke in privatem und öffentlichem Besitz
seit 1989 Beteiligung an der Frankfurter Buchmesse mit der eigenen Grafik Edition Dornick Arbeitsaufenthalte in Italien und Gozo/Malta


Peter P. Rast

Xenias Yaks von A bis Z
Ein Corona-Alphabet gestalten. Ziemlich schnell liegt es nahe, die alphabetische Reihenfolge der Buchstaben konsequent einzuhalten und analog zur Regelhaftigkeit angemessenen Verhaltens in Corona-Zeiten durchzuspielen. Dazu gehört unter anderem auch das Tragen einer Maske, so beim Betreten einer Bank. Was vor Corona mit ziemlicher Sicherheit zu Komplikationen geführt hätte, ist nun in einer absurd komischen Dimension Normalität. Von A bis Z gibt jeder der 26 Buchstaben fortlaufend einmal den Impuls, dem die anderen der Reihe nach folgen. Maske und Kleidung des Erzählers machen ihn zum Bestandteil des Erzählten und erfahren eine Transformation in den Farbkompositionen. Sprachbilder und Bildsprache durchdringen sich und veranschaulichen Wahrnehmungsraster und Empfindungsmuster.

Peter P. Rast, lebt in München
www.peterpaulrast.de

1952 in Isny/Allgäu geboren, lebt in München
1973 – 75 Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der LMU München
1975 – 81 Studium an der Kunstakademie München bei Prof. Zacharias
1993 – 97 Lehrauftrag an der Universität Würzburg
Seit 1994 Dozent an der Akademie für Gestaltung und Design
2011 – 13 Workshops an der Universität Augsburg
Einzelausstellungen (Auswahl)
2020 Zedernblick, St. Magdalena, Ottobrunn
2019 FarbZeiten, Heilig Geist München
2009 MISSA COLORATA, Augustiner Kirche Würzburg (Musik Franz Schuhbeck)
2006 August – Pieper – Haus, Aachen
2003 Laboratorium München Kreuzweg der Künstler, St. Bonifaz, München
2002 VISIO, Kloster Andechs
1997 Produzentengalerie, München
1993 Lothringer Str. 13, Ladengalerie, München
Gruppenausstellungen
in München, Freising, Pforzheim, Stuttgart
Kunst am Bau
2009 Sakralraum St. Lorenz Kempten
1999 Sparkasse Kempten Geschäftstelle St.Mang
1997 Schwimmbad (Nähe Würzburg, privat)


Ulrike Schellhaas

Die Flut an Informationen in den vergangenen Wochen und Monaten der Pandemie war gekennzeichnet von einer nicht minder großen Flut an Worten, an bereits bekannten Worten mit neuen Bedeutungen und an speziellen Wortschöpfungen.
Es hat mich fasziniert, wie der Virus auf die Sprache übergegriffen hat, und ich habe mir überlegt, wie ich den „sprachlichen Superspreader“ am besten visualisieren kann. Mir erschien die Verwendung von Word Clouds ein geeignetes grafisches Mittel, um zu zeigen, wie das sprachliche Virus zum Teil klare Strukturen aufweist, und damit zur Verständlichkeit des Phänomens beiträgt, aber auch wie es sich teilweise chaotisch auf unsere Sprache auswirkt und zu Verwirrungen führt.
Die Farben wirken teilweise aggressiv, so wie es auch der Virus ist, andere Farbseiten wirken eher beruhigend und stehen stellvertretend für die Ruhe, die in Zeiten des Lockdowns in unser Leben zurückgefunden hat.
Manche Worte werden die Krise überdauern, andere werden wohl wieder aus unserem Sprachgebrauch verschwinden. Manche Worte regen zum Schmunzeln an, andere stimmen nachdenklich. In jedem Fall spiegeln alle diese Worte auf vielfältige Weise die Zeit der Coronakrise.

Ulrike Schellhaas, Juni 2020

1950 in Würzburg geboren und aufgewachsen
Studium der Anglistik und Politik mit Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien (Englisch, Sozialkunde)
bis 2015 OStR in an der Staatlichen Fach- und Berufsoberschule München
Seit meiner Pensionierung 2015 ehrenamtliche Tätigkeiten in der Flüchtlingshilfe als Beraterin für Anhörungs- und Gerichtsverfahren und bei Integrationsfragen. Verheiratet, 2 erwachsene Kinder


Künstler des Teils II (31.01.2021 bis 12.03.2021)

Regina Dalkalacheva

Alphabetbuch / Künstlerbuch „61 TAGE CORONA“
Bildelemente in den digitalen Grafiken sind ausgewählte Buchstaben des lateinischen Alphabets und Zahlen, deren räumliche und grafische Transformation die durch Isolation verursachten destruktiven emotionalen Zustände visualisiert. Beim Aufschlagen und Umblättern der Seiten werden einzelne Buchstaben sichtbar, die als Thema des Buches zu lesen sind. Die farbigen Flächen der Vorderseiten werden durch die schwarz – weißen typographischen und kalligraphischen Rückseiten überlagert. Dies steigert die Dekonstruktion der visuellen Integrität und der Lesbarkeit, was dem Zerfall der Normalität im Leben der Menschen entspricht. Der Text im Künstlerbuch folgt einer völlig offenen und vollständigen Erzählstruktur, die in Form eines Tagebuchs fragmentierte Ideen und Gedanken der Künstlerin enthält, die völlig spontan mitgeteilt werden.

Regina Dalkalacheva, Mai 2020, lebt in Sofia, Bulgarien

Prof. Dr. Regina Dalkalcheva unterrichtet Illustration, Buchkunst und Künstlerbuch (Handpressen und Konzeptbücher) an der Abteilung für „Buchkunst, Illustration und Grafik Design“ der Nationalen Akademie der Künste in Sofia, Bulgarien.
Sie arbeitet in den Bereichen der digitalen Grafik, des Künstlerbuches, der Illustration, Typografie und Kalligraphie. Experimentiert mit den bildlichen semiotischen und semantischen Möglichkeiten des computergenerierten künstlerischen Bildes, der Zeichnung und den alternativen Buchformen.
Sie hat an zahlreichen Künstlerprojekten in Bulgarien, Deutschland, Republik Korea u.a. teilgenommen, unter anderem als Mitorganisator und Kurator. Sie hat Ausstellungen in Deutschland (München, Weiler, Tutzing); Republik Korea (Seoul); Schweiz (St. Gallen, Luzern, Basel), USA, Polen, Republik Montenegro, Republik Serbien, China und Taiwan realisiert. Ihre Grafiken und Kunstbücher befinden sich im Besitz von Privatsammlungen in Österreich, der Schweiz und der Republik Korea.


Elis Hoymann

Die vielen neuen Wörter, die uns in der Corona Krise täglich überfluten, mündlich, schriftlich, dazu die Bilder aus den öffentlichen Medien zeigten schnell eine Wirkung auf allen Gebieten unseres Lebens. Ob privat oder öffentlich. Mit dem Lockdown der folgte war der größte Teil der Bevölkerung auch einverstanden. In diesem Stillstand, keine Ablenkung durch Termine etc. kam die Einladung zum Alphabet als eine gute Möglichkeit mit meinen Fotografien und Zeichnungen auch kreativ an dem Thema zu arbeiten.

www.elishoymann.de

Elis Hoymann
geb. in Bocholt
lebt und arbeitet in München
Ausbildung als Fotografin
1989, 1990 und 1996 Intern. Sommerakademie für Bildende Kunst, Salzburg
1993 bis 1995 Studium der Visuellen Kommunikation, Universität GH Kassel
1990 Aufnahme in den Berufsverband Bildender Künstler München u. Oberbayern.
1998 Aufnahme in die GEDOK München


Renate Kohl

Ich habe die vielen neuen Begriffe, denen wir in dieser Zeit ausgesetzt sind, in einem Corona-Alphabet verarbeitet. Diese Begriffe und ihre Auswirkungen belasten jetzt das ganze Leben. Begriffe, die ich vor kurzem gar nicht kannte und die in meiner Vorstellungswelt nicht vorhanden waren, denn am Anfang war alles weit weg…

Renate Kohl/ Juli 2020
email: drkohl83365@t-online.de

1948 in München geboren
Diplompolitologin und Volksschullehrerin mit dem Schwerpunktfach Kunst
Künstlerische Ausbildung bei Prof. Seitz, München
seit 1983 als freischaffende Künstlerin tätig
Mitglied GEDOK München
Ausstellungen: Einzelausstellungen und diverse Ausstellungsbeteiligungen
Preise: 1996 OBAG Kulturförderpreis, 2002 LSV-Versicherung München 4. Kunstpreis
Arbeitsgebiete: Malerei, Druckgrafik, Skulpturen


Ulrike Kohl

Still-Life, visuelle Notizen
Regungslos sitze ich allein am Küchentisch und versuche der Einsamkeit zu entkommen. Ich trete in Dialog mit Gegenständen, die in greifbarer Nähe sind. Während sich die Fragmente meines alltäglichen Lebens zu einem fragilen Gleichgewicht türmen, formen sich im Laufe der Zeit Gedanken über mein Leben. Die neue Struktur bietet mir, in der Stille, einen Sprachraum zu entfalten.  Im stummen Gespräch tauchen aus dem Bild heraus die konkreten Begriffe auf zu Alltag, Blockade, Empathie, Faulenzen, Inspiration, Konzepte, Möglichkeiten, Oberfläche, Panik, Regungslosigkeit, Schmerz, Träume, Vergangenheit, Warteschleife. …
Die Reihung der Bilder entspricht dabei der alphabetischen Ordnung, nicht aber dem Zusammenhang meiner Gedanken.
 
1970 geboren
1994 Ausbildung an der Münchner Fotoschule,
2016 Studium der Kunstwissenschaft (M.A.)
Selbständige Fotodesignerin in Wien und Berlin
2001-2004 Universitätsassistentin an der Angewandten in Wien
2014-2019 Mitarbeiterin der Architektursammlung in der Berlinischen Galerie
z. Z. Fertigstellung der Dissertation zum Thema fotografische Strategien


Wilson Neto

Im „Wilsonarium“ erntet der Künstler persönliche und liebevolle Worte. Jetzt lebt im Skizzenbuch ein Tier unter konkreten Substantiven. Ein ansteckendes, abstraktes Substantiv markiert den gegenwärtigen Moment. Im Dialog stimmt die Beziehung zwischen Text und Figur nicht überein, manchmal erweitert sie sogar die Bedeutung.
Diejenigen müssen experimentieren, die keine falsche Geste fürchten. Mit der Phrenologie erkannte ich die Form des Gehirns des Künstlers. Er zeichnet einen Hahn, wo ich Gans und Sie ein Gitter zeichnen würde. Die Farbe des Buchstabens hebt die gelbe Tür in der fotografischen Komposition hervor.

Horror Vacui füllt die nächste Seite. Es weckt den Willen des Künstlers, alles zu gravieren: Drucke und Linien eines Labyrinths, die alles bedecken. Daher der Buchstabe I. Das I von Image. Nichts Allgemeineres. Es könnte Ikone, Identität, Impartiality (Unparteilichkeit) sein. Zwei Figuren verbanden sich in einem Spiel: 1 zu 1? Es hat keinen Sinn, vor dem Buchstaben K davonzulaufen – oder Kitsch oder die
L-Ecke als Grenze zu fürchten. Das Schöne an M ist seine Symmetrie, es sieht aus wie zwei Balken, die Hände halten, die eine Vereinbarung besiegeln. Vielleicht ist es die Erinnerung an ein Gesicht für ein Porträt? Nichts ist naiver als eine Dame im Fenster ohne Aussicht. Alles ereignet sich In diesem „Wilsonarium“ in einem organischen Prozess der Kreativität … Bis die Zufälligkeit in ein vier Fuß großes Wesen zerfällt: Q ist für Vierbeiner.

Das Alphabet widerspiegelt das Repertoire der Symbole des Künstlers, seine grafische Sprache. Text gemalt auf Tapetenblättern, die niemals an der Wand hängen werden, weil sie für immer eingenäht sind. Manchmal wird diesem Atlas nichtexistierender Orte eine Textilebene als Karte hinzugefügt – jede Seite ist ein utopisches, ein visuelles Paradoxon: Eine Blume erhebt sich aus einem Holzschnitt, um Holzschneider zu sagen. Und ein Vogel schließt diese unerklärliche Zoologie.

Vita
Wilson Neto ist Autodidakt, der in Fortaleza, Brasilien, geboren wurde, lebt und arbeitet. Sein Hauptinteresse gilt der Malerei im erweiterten Bereich, daher verwendet er immer verschiedene Materialien wie alte Stoffe, Pigmente, digitale Abdrucke, Collagen, Stickereien und Keramiken, immer mit mehreren Schichten von Gemälden und „verworfenen Bildern“. Er gewann mehrere Preise in Brasilien und hat viele gemeinsame Projekte in Kunstgruppen, Kunstkolonien und seinem offenen Studio initiiert, wo er zusammen mit anderen Künstlern und Nichtkünstlern kreativ tätig ist.


Stefani Peter

Meerestier-Alphabet
Das Meer, an dem ich lebe, hat meine Kunst immer beeinflusst. Meereslandschaften, Boote, Unterwasserlandschaften sind meine malerische Hommage an meine neue Heimat. So wählte ich Tiere aus allen Meeren dieser Welt aus: Würme Korallen, Fische, Mollusken, Schwämme …

Astrocladus euryale Gorgonenhaupt, Süd-Atlantik
Bispira turneri Röhrenwurm, Nord-Ost-Pazifik
Corallum rubrum Edelkoralle, Mittelmeer
Dactylopterus volitans Flughahn, Mittelmeer, Ost und West Atlantik, Karibik
Eumicrotremus spinosus Seehase, Atlantik
Fellaster zelandiae Neuseeland-Sanddollar, Pazifik
Gersenia fruticosa Weichkoralle, Nord-West-Atlantik
Hippocampus montebelloensis Seepferdchen, Pazifik
Ilex illecebrosus Nördlicher Kurzflossenkalmar, Atlantik
Janthina janthina Veilchenschnecke, Pazifik, Atlantik, Mittelmeer, Kosmopolit
Korsaranthus natalensis Spinnaker Anemone, Süd-Atlantik
Lactoria cornuta Gehörnter Kuhkofferfisch, Pazifik
Mesocentrotus fransicanus Roter Seeigel, Pazifik
Nautilus pompilius Perlboot, Indischer Ozean, West-Pazifik
Oxycomanthus bennetti Bennett‘s Haarstern, West-Pazifik, Zentral Pazifik
Pecten jacobaeus Pilgermuschel, Mittelmeer, Nord- und Ost-Atlantik
Queen Parrotfish Sclarus vetula, Königin-Papageienfisch, Karibik, Pazifik
Rhizosthoma luteum Riesenqualle, Mittelmeer, Süd- und Ost-Atlantik
Scorpaenichtys marmoratus Groppe, Ost-Pazifik, Nordwest-Pazifik
Taeniura lymma Blaupunktrochen, Red Sea, Westlicher Indischer Ozean
Urcides cordatus Mangrovenkrabbe, Ost-Atlantik
Ventrosa maritima Kleine Meeresschnecke, Ost-Mittelmeer, Schwarzes Meer
Yungia aurantiaca Goldener Plattwurm, Ost-Pazifik, Nord-Atlantik
Zebrasoma flavescens Gelber Segelflossendoktor, Pazifik
Wetmorella nigropinata Höhlenlippfisch, Indischer Ozean, Süd-Pazifik
Xiphias gladius Schwertfisch, Mittelmeer, Schwarzes Meer, Pazifik und Atlantik

Seit 2002 lebt und arbeit Stefani Peter in Vancouver, British Columbia, Kanada.
www.stefanipeter.com

Vita, Stefani Peter
Geboren in Eisenach / Thüringen
Abschluss in Kunsterziehung (Universität Erlangen-Nürnberg)
1989 bis 1991 Privatstudent des verstorbenen Prof. Günter Dollhopf (Akademie der bildenden Künste Nürnberg). In den folgenden Jahren wurde sie eine versierte Künstlerin mit tiefen Kenntnissen der Mal- und Drucktechniken. Durch Einladungen zu Künstlerateliers, Workshops und Symposien reiste sie nach Brasilien, Polen, Frankreich, Großbritannien und Vancouver, Kanada, wo sie 2003 zusammen mit dem ehemaligen Ehemann Alexander Greig die Aion Gallery und Art Rental for Film gründete
1992 erhielt sie den Lucas Cranach Sonderpreis (Bildende Kunst, Stadt Kronach, zu Ehren des Künstlers Lucas Cranach) und den Kulturförderpreis der Stadt Erlangen (Deutschland)
Für einen detaillierteren Lebenslauf folgen Sie bitte diesem Link http://www.stefanipeter.com/curriculum/
Sie stellt ihre Arbeiten seit 1981 aus und hat sie in mehr als 200 Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt. Durch ihre Firma AION Art Verleih für Film (http://www.aionart.com) wurde ihre Kunst in Sets für zahlreiche Spielfilme und TV-Shows verwendet.


Walter Pischler

Kreativität ist seit meiner Kindheit Lebensfreude pur. Dieser Viren – Katalog ist mein Phantasiebeitrag zur Corona – Virus – Zeit. Mit meinem bescheidenen Wissen habe ich künstlerisch den Faden weitergesponnen und für jeden Buchstaben Pseudo – Viren, Bakterien, Bazillen und diverse Krankheitserreger ausgetüftelt. Es machte Spaß, diese farbig darzustellen.

Walter Pischler, Juli 2020

Vita, Walter Pischler
1948 in der Nähe von Graz (Steiermark) geboren
von der Mutter gefördert malt W. Pischler gern und viel
1963 Lehre in einer Bonbonniere -Manufaktur in Graz
viele Jahre in wechselnden Berufen tätig – das Malen und Zeichnen wurde aufgegeben
in den 1970er Jahren wendet er sich in der Freizeit wieder der Bildnerei zu
ab 2002 intensive Arbeit als Zeichner und Maler, autodidaktisch
2011 Ausstellungsteilnahme bei ABCDEFGHIJKLMNOPQuRSTUVWXYZ das Alphabet von A bis Z, Mevo Kunsthalle Memmingen
2016 Ausstellung im Isar Amper Klinikum, gefördert von der Erzdiözese München- Freising
seit 2006 regelmäßige Ausstellungsbeteiligungen im ÄKBV


Beatriz Pontes

Auf Einladung des Künstlers Wilson Neto, der die Projektidee von Reinhild Gerum an mich weitergegeben hatte, entwickelte ich das Coronaalphabet. Alle meine Bilder sind fotografische Collagen. Meine Absicht war es, die Bilder mit den organischen Formen der Buchstaben auf subtile und elegante Weise zu verbinden.

Beatriz Pontes, Juli 2020

Vita, Beatriz Pontez
1962 Fortaleza – CE / Lebt und arbeitet in São Paulo
Abschluss in Fotografie an der Panamerikanischen Schule für Kunst und Design der EPA mit Erweiterungskursen in Grafikdesign und Werbung.

1999 50* Hall of April – Fortaleza/ Brasilien
Sobral’s Hall – Sobral/Brasilien
2000 51* Hall of April – Fortaleza/ Ceara, Brasilien
2006 Collective exhibition of contemporary art museum MAC – Fortaleza/ Brasilien
2008 Paraty’s 4th international photography festival – Paraty/Brasilien
2009 Passport collection. Book edited by Schoeler publisher
2011 Multiarte gallery exhibition – Fortaleza/ Brasilien
2012 Residence at Gerrit Rietveld Academie – Amsterdam
2013 4th Photography SP Show – São Paulo/Brasilien
Photography book selected by IMS – São Paulo/Brasilien
(IMS – Instituto Moreira Sales)
2017 Collective exhibition UNIBES CULTURAL
2020 Coronaalphabet Project