4. Februar bis 28. April 2024
„Die Schönheit der Farbe an sich, ihre Kraft, ihre Sogwirkung, ihr starkes Pulsieren, ihr zartes Vibrieren fasziniert und interessiert mich. Und das Licht! Das Licht, das Raum erzeugt und ihn zugunsten einer erahnten, empfundenen Dimension auflösen kann.“ So hat Christiane Grimm einmal ihre Begeisterung für Farbe und Licht selbst formuliert. Und Farbe selbst ist Ausdruck des Lichts.
In ihrer Malerei, bei der die Ölfarben lasierend in vielen Schichten auf die Leinwand aufgetragen werden, fängt sie dieses Licht ein, das die Farben pulsieren und vibrieren lässt. Farbflächen setzt sie nie scharf abgegrenzt gegeneinander, sondern schafft subtile Übergänge und erzeugt damit ein nuancenreiches Kontinuum, das nicht selten als raumhaft erfahrbar ist. Denn helle Bereiche suggerieren ein aus der Tiefe aufstrahlendes Licht, das den Betrachter in das Licht-Farb-Geschehen einbezieht. Und sie offenbart ihm mit Ölkreiden auf Papier das Flirren der Farben im Licht, das empfundene Schweben von vielen, transparenten Farbtönen und Lichtreflexen.
Fällt Licht durch farbiges Glas – wie durch Kirchenfenster – oder bricht es sich an strukturiertem Glas, so malt es selbst farbvoll in den Raum hinein. Es wundert nicht, dass sich Christiane Grimm auch dem Material Glas und seinen künstlerischen Möglichkeiten zugewandt hat. Mit Glas und Licht schuf sie Rauminstallationen, v.a. für Andachtsräume, mit Glas und lackierten Farbflächen konstruktivistisch anmutende Wandobjekte und freistehende Objekte mit verschiedenen Gläsern, die – durchstrahlt vom Sonnenlicht – Farbe in den Raum zaubern. Bekannt wurde Christiane Grimm aber vor allem durch ihre einzigartigen Objektkästen, in denen sie ihre Erfahrungen in Malerei und Glaskunst zusammenbringt. Geriffeltes Acrylglas überdeckt Collagen oder Assemblagen aus unterschiedlichen Materialien, darunter gefärbte Papiere, Folien, Glas- und Spiegelteile. Die Glasstruktur verunklärt die Materialanordnung und sorgt für die aus ihrer Malerei bekannten, verschwommenen Farbübergänge. Unendlich sind die Möglichkeiten der Arrangements, mal erscheinen Farbfelder in architektonischer Anlage, mal wie in den Objektkasten hineingeworfen, mal ergeben sie ein flirrendes Bild, den Ölkreidearbeiten verwandt. Immer ist Licht im Spiel, das an der Glasoberfläche gebrochen oder von glänzenden Partien der Collagen in den Objektkasten selbst hereingeholt und wieder reflektiert wird. Wechselnde Lichtverhältnisse wirken sich aus. Der Betrachter ist wieder selbst ins Geschehen involviert: Das Erscheinungsbild der Arbeiten ändert sich mit jeder seiner Bewegungen.
Dem Erleben und Erforschen von Licht, Farbe und Raum hat Christiane Grimm ihr Kunstschaffen gewidmet, so unterschiedlich ihre einzelnen Werkserien sein mögen, die die Ausstellung zusammenführen wird. Und nicht nur dies: In einer begehbaren Installation werden die Besucher*innen selbst zu Akteuren eines Geschehens, das sie sonst nur von außen in der Betrachtung der Malereien und Objektkästen wahrnehmen können: Lichtspiel und Farbleuchten.
Christiane Grimm (1957 in Stuttgart geboren) studierte in Stuttgart Architektur, schloss 1982 das Studium mit Diplom ab und war als Architektin in Stuttgart, Berlin und Heidelberg tätig. Seit 1986 ist sie freischaffende Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Heidelberg.
© Christiane Grimm und VG Bild Kunst, Bonn