12. März bis 4. Juni 2023
Wie nehmen wir unsere Welt wahr, wie reagieren wir in Extremsituationen, wie funktioniert das Erinnern an bestimmte Ereignisse? Bodo Korsig hat sich immer wieder mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Ihn interessieren die neurologischen und kognitiven Prozesse, die rein wissenschaftlich schwer zu erfassen sind. Und so sucht er nach einer neuen Bildsprache als Ausdruck von Gehirnfunktionen und menschlichem Bewusstsein.
Dem Betrachter scheint er seine Ergebnisse als vielfach vergrößerte Einblicke in mikrobiologische Strukturen zu präsentieren: in Zellgewebe, in neuronale Systeme und Synapsen, in die Welt der Viren. Seine Arbeiten reflektieren Erfahrungen von Angst und Gewalt, von Überwindung und Befreiung, geben aber dem Betrachter auch Anstoß zu eigenen Assoziationen und Reminiszenzen. Oft setzt Korsig in seinen Rauminstallationen Worte ein, die in Signalfarben direkte Aufforderungen an den Betrachter richten. Überhaupt stehen seine Arbeiten immer in Dialog zu Betrachter, Wand und Raum, wenn Cut-outs in Filzbahnen Durchblicke bieten bzw. ein Licht- und Schatten-Spiel vor der Wand hervorrufen oder wenn die Farbfassung auf der Rückseite seiner Wandskulpturen farbiges Licht auf die Wand zaubert. Die an sich klaren Formen seiner Objekte erhalten so eine eigene Aura, und die Suche nach den Mechanismen der Wahrnehmung entbehrt nicht des Geheimnisvollen.
Bodo Korsig, 1962 in Zwickau geboren, studierte Bildhauerei und Steinrestaurierung an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin (DDR). Schon früh arbeitete er medienübergreifend. Sein Werk umfasst Zeichnung, Malerei, Skulptur, Fotografie, Video und Installation. Seit 1992 ist er Dozent an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst Trier. Er lebt in Trier und New York.