05.09.2021 – 05.12.2021
Mag Malerei vordergründig als farbige Darstellung auf einer glatten Fläche verstanden werden, so drängt doch mancher Künstler danach, diese Zweidimensionalität zu durchbrechen oder gar zu verlassen. Christofer Kochs hat hierzu eine ganz eigene Gestaltungsweise entwickelt. Die Leinwand wird gefaltet, teilweise mit gerissenen Leinwandstreifen doubliert. So formt er einen aus sich heraus strukturierten und reliefhaft-raumhaltigen Bildträger, der aufnehmen kann, was der Künstler ihm mit malerischen Mitteln anvertraut. Figuren finden hier Halt und einen Aktionsort – so wie wir auch in einer Welt leben, die uns Flächen bietet, Grenzen setzt und mit Unebenheiten konfrontiert. Sie treten zwischen den Streifen heraus, rudern über die Faltenwellen, leben mit und gegen das Vorgefundene und überwinden es schwebend. Die Bildwelten können auch ohne reiche Naturdetails oder Architekturen auskommen. Umso drängender sucht der Betrachter die Meta-Wirklichkeiten zu ergründen, in denen Kochs Figuren agieren, zumal ihre Handlungen sich wohl ineinanderfügen, aber keine linearen Geschichten ergeben. Den transitorischen Momenten des Geschehens antworten subtil aufgebaute Farbwelten. Vornehmlich charakterisiert Farbe einzelne Bereiche, mal kraftvoll, mal schleierartig aufgetragen – mit einem staunenswerten Empfinden für Farbwerte, Kontraste und modulierende Tonigkeit! Das gilt ebenso für die famosen Papierarbeiten. Auch sie sind mehrschichtig erdacht und angelegt. Denn alles beginnt einem Holzschnitt, den Kochs mit der Hand auf Papier abreibt und schließlich mit einer Pinselzeichnung in Öl vollendet. Der Malerei und Graphik steht das bildhauerische Werk kongenial gegenüber. Dass es dem Künstler auch hier nicht um geschlossene Formen und glatte Oberflächen geht, versteht sich fast von selbst. Sein Werkzeug dringt tief in das Holz, durchformt die Körper zu prägnanten Faltengebilden oder durchbricht sie und höhlt sie aus. Kein Wunder also, dass Christofer Kochs Kunstschaffen auch zur „Rückseite der Wirklichkeit“ vorzustoßen vermag.
Christofer Kochs, 1969 in Osnabrück geboren, studierte 1992-1996 an der Akademie der Künste in München und erhielt bereits 1995 den Lucas-Cranach-Förderpreis in Kronach. Weitere Auszeichnungen folgten. Zeitweise lehrte Kochs an der FH Augsburg, der Universität Dortmund und der Alanus-Hochschule Bonn. Er lebt und arbeitet in Augsburg.