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Andrea Silvennoinen – Druckgraphik

Studioausstellung | wird fortgesetzt vom 01.12. bis 11.12.2020

Andrea Silvennoinen, 1957 in Fulda geboren, beschäftigt sich seit 1974 mit Malerei und Drucktechniken. Sie hat sich durch eine Ausbildung an der Freien Kunstakademie Hünfeld-Fulda und in weiteren Kursen viele Fertigkeiten erworben. In der Kunststation präsentiert sie neue Radierungen aus ihrer eigenen Druckwerkstatt in Fulda. Zudem wird sie während der Ausstellungszeit auch zeitweise im offenen Atelier in der Kunststation arbeiten, Einblicke in ihre Gestaltungsweisen geben und interessierte Besucher auch zu kleinen Kunstwerken anleiten.

Gedanken zur Ausstellung „Andrea Silvennoinen – Druckgraphik“

von Kuratorin Dr. Elisabeth Heil

Möglichst einfach und kostengünstig Bild- und Textinformationen vervielfältigen und verbreiten zu können, darum ging es bei den ersten einfachen Druckverfahren und schließlich auch bei allen weiteren Verfeinerungen und neuen Entwicklungen. Und doch erkannte man schon sehr früh das Potential eigenständiger künstlerischer Gestaltung und Aussagekraft der Druckgraphik, was bei allen Verfahren durchbricht und sich in zahllosen Variationen und Mischtechniken immer aufs Neue auslebt. Dürers Kupferstiche und Holzschnitte, Rembrandts Radierungen sind für sich Meisterwerke – wenngleich reproduzierbar in ihrer Zeit.

Unsere digitale Zeit hat neue Wege gefunden, in rasantem Tempo Bilder und Texte weltweit und zahlenmäßig unbeschränkt zu verbreiten, doch die Druckgraphik als Kunstform hat nichts an Aktualität und Kraft eingebüßt. Ja, man hat den Eindruck, dass ihre Verfahren und andere Kunsttechniken sich immer stärker vermischen, dass sich eine ungemeine Experimentierfreude ausbreitet und im Ergebnis immer mehr Unikate entstehen.

Auch die Werke von Andrea Silvennoinen zeugen von dieser experimentierfreudigen Hinwendung zu den Druckverfahren und den schier grenzenlosen Variationen der weiteren Bearbeitung. Nach und neben einem eingehenden Studium der Malerei, u. a. bei Alexander Deisenroth und Jürgen Blum, hat sich die Fuldaer Künstlerin 2007 der Druckgraphik zugewandt und bei Gisela Rieck und später bei Bernd Baldus die Druckwerkstatt besucht. Sie hat hier vor allem die Radiertechniken und die Monotypie kennengelernt, und bis heute ist sie der Faszination dieser Druckverfahren erlegen.

Die Ausstellung in der Kunststation bietet eine reiche Auswahl an Werken, die zugleich den Besuchern die Ausdrucksformen vor allem der Radierung und der Monotypie erschließt. Die Radierungen verdeutlichen die unterschiedlichen Verfahren von Ätzung, Kaltnadel, Farbdruck, Aquatinta und Vernis Mou. Einige Druckergebnisse wurden nachträglich koloriert oder mit Farbe überdruckt. Während die Radierung die präzise Vorzeichnung für den Tiefdruck erfordert, sind die gestalterischen Möglichkeiten der Monotypie von planen Glas- oder Gel-Platten viel ungebundener und variieren zwischen dem absichtsvollen Aufbringen von klar umrissenen Motiven bis zum Abdruck frei aufgetragener Farben mit einigem Überraschungspotential. Gerade letzteres scheint Andrea Silvennoinen besonders zu inspirieren: Welche Formen zeigen sich der Künstlerin nach Abnahme des Papierbogens, was wird sie herauslesen oder hineininterpretieren? Wie wird sie mit Drucktechniken oder mit Übermalungen weiterarbeiten, um das von ihr Wahrgenommene herauszuarbeiten? Und nicht nur die Monotypien machen diese große Freude am Gestalten anschaulich: Jüngst entstanden Direktdrucke mit finnischer Moorbirke, deren Ergebnisse zu vielen neuen Entdeckungen und Interpretationen anregen.

Während der Ausstellungszeit wird Andrea Silvennoinen an ausgewählten Tagen in der Kunststation sein und dort arbeiten. Besucherinnen und Besucher haben so die wunderbare Gelegenheit, beim Vorbereiten der Druckplatten, beim Gestalten und beim Druckvorgang zuzusehen, mit der Künstlerin ins Gespräch über ihre Arbeiten zu kommen, viel über die verschiedenen Arbeitsschritte und künstlerischen Möglichkeiten zu erfahren. Und sie können sogar selbst unter Anleitung der Künstlerin kleine Werke herstellen. So wird sich wieder einmal in der Kunststation erfüllen, wozu diese 1979 im Malerdorf Kleinsassen gegründet wurde: um Kunstschaffende und Kunstinteressierte zu Ausstellung, Gedankenaustausch und gemeinsamem Tun zusammenzubringen.
 
Viel Vergnügen!