25. August bis 17. November 2024
2023 beteiligte sich Michal Fuchs an der Wettbewerbsausstellung „Make Friends AND Art. Antworten auf die documenta fifteen“ mit einer beeindruckenden Installation „In das Land hinab zu gehen“ und wurde mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Michal Fuchs erforscht Symbole und Metaphern, die kulturelle Beziehungen offenlegen und die über Zeiten hinweg selbst konträren Gruppen gemeinsam sind. Im Fall der in der Ausstellung 2023 gezeigten Kaktusfeige, handelte es sich um eine in den Mittelmeerraum eingeschleppte und dort verbreitete Pflanze, die in Israel und Palästina Juden wie Palästinensern ein Sinnbild für Hartnäckigkeit und Überlebenswillen wurde, eine Pflanze, die man ausreißen und abschneiden kann, die aber immer wieder aufwächst oder einwurzelt.
Michal Fuchs schrieb selbst, dass sie sich seit längerem mit der Vegetation Palästinas befasst und mit Pflanzen wie Kaktusfeige, Dreimasterblume und Kiefer, die die zionistische Bewegung im 19. Jh. adaptierte. Pflanzen, die in Israel und Palästina bestimmte Bedeutungen haben, werden in Deutschland anders wahrgenommen. „Ich erforsche die Spannung, die an der Schnittstelle zwischen diesen beiden Blicken auftritt. Mit bewusst gewählter Distanz stellen meine Arbeiten einen Bezug zur persönlichen Diaspora her, indem sie den Wachstumsprozess der lebendigen Organismen fokussieren … Mythen und Begriffe aus der jüdisch- israelischen Welt recherchiere ich, um diese – über eine Transformation und Neuinterpretation – in derselben Diaspora in Deutschland wieder zu verorten.“
Mit dem Jurypreis der Kunststation 2023 ist die Einladung zur Einzelausstellung verbunden. „Die Quadratur des Kreises“ bezeichnet eigentlich die in der Geometrie unlösbare Aufgabe, zu einem vorgegebenen Kreis ein Quadrat mit gleichem Flächeninhalt zu konstruieren. In vielen Sprachen wird sie als Metapher für unlösbare Aufgaben schlechthin verwendet. Und doch: Es gibt Schnittmengen, Berührungspunkte, Möglichkeiten der Annäherung – für die geometrische Aufgabe wie für die Aufgabe, Gemeinsames, Verbindendes unter Kulturen und Gruppen, ja auch unter einzelnen Menschen zu finden und hoffend eine Beruhigung, wenn nicht gar Lösung von Konflikten anzustreben. 2022 schuf Michal Fuchs eine Installation unter dem Titel „Die Quadratur des Kreises“, die in entsprechendem Aufbau die Ernte des überlebenswichtigen Weizens heraushob und zugleich offenbarte, wie sich Erntedankfeste in Gemeinden in Deutschland und Israel doch gleichen.
Seien wir gespannt darauf, wie Michal Fuchs aufgrund ihrer Recherchen und Erkenntnisse eine installative Ausstellung entwickeln wird, deren Sinnbilder und Aussagen uns ergreifen und unvergesslich bleiben werden.
Michal Fuchs, 1983 in der Negev (Israel) geboren, studierte Kunst in Jerusalem, bevor sie nach Halle/Saale kam und dort 2014-2020 an der Hochschule Burg Giebichenstein ihre Studien fortsetzte und mit dem Diplom in Bildhauerei/Metall abschloss. Seit 2017 ist sie als Gastdozentin an Kunsthochschulen in Jerusalem und Halle/Saale sowie als Dozentin des Bildungswerks des BBK Berlin tätig. Michal Fuchs lebt und arbeitet in Halle/Saale und Berlin.