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MIRABILIA

4. September 2022 bis 27. November 2022
mit Faxe Müller, Katja Wunderling und Michael Schuster

Im Sommer 2019 feierte die Kunststation ihr vierzigjähriges Jubiläum mit der großen Mitmachausstellung „KunstSpieleKunst“. Faxe Müller gewann damals mit einer Klanginstallation den Publikumspreis und kehrt nun mit einer Ausstellung seiner neusten Stahlskulpturen zurück. Die geschmeidige, organisch wirkende Ausformung prädestiniert die Stahlskulpturen dazu, sie mit den Werken aus Naturmaterialien von Katja Wunderling und Michael Schuster in einen Dialog zu setzen. Alle Arbeiten sind Wunderwerke des Kunstschaffens: Mirabilia.

Faxe Müller – Stahlskulpturen

Schon Jahrzehnte lang basieren Faxe Müllers bildhauerische Arbeiten auf Keilkörpern, die seit 2018 neue Gestalt annehmen. Ermöglicht wurde dies durch den Einsatz neuer Techniken, die der Künstler in den Folgejahren verfeinert hat. Die Keilkörper werden zu langen, linearen Formen ausgezogen, die sich aufrollen, umschlingen und verdrehen. Über einen digitalen 3D-Prozess wird die so entwickelte Skulptur in flächige Elemente transformiert, die erst einzeln geschnitten, gerundet und verdreht werden, bevor der Künstler die Elemente wieder miteinander verschweißt und abschließend überschleift. Manche Werke erscheinen filigran, andere kompakt und dicht geschlungen – bis an die Grenzen des Herstellbaren. Licht und Schatten spielen auf Kanten und Flächen und reizen die Sinne.
Faxe Müller, 1963 in Burgjoß im Spessart geboren, absolvierte eine Ausbildung zum Mechaniker und wandte sich seit 1984 der Bildhauerkunst zu. Seit 1997 hat er sein eigenes Atelier in Burgjoß. Klangskulpturen, Landschaftsinstallationen und Waldkunstprojekte erweitern seit 2000 sein Tätigkeitsfeld.

Katja Wunderling – Zeichnungen, Bilder und Objekte mit Naturmaterialien

Katja Wunderlings Oeuvre zeigt sich höchst sensiblisiert für Formen und Materialien der Natur – sei es, dass die Künstlerin mit Ölkreide biomorphe Strukturen reflektiert, sei es, dass sie in ihre Zeichnungen, Papierschnitte oder Assemblagen Sämereien, Früchte und Blätter einbezieht. Achtsam hat die Künstlerin ihre Materialien in der Natur gesucht, gesammelt und aufbereitet. Achtsam ordnet sie sie neu zu zeichnungsähnlichen Linien, zu Mustern, zu abstrakten, von tiefem Naturempfinden durchzogenen Bildern, zu skulpturalen Objekten und Installationen. Eine Auseinandersetzung mit dem Natur- und Kunstverständnis alter und ferner Kulturen mag die Künstlerin vor längerer Zeit geprägt haben, doch sie hat eine eigene Bildsprache entwickelt und setzt dem Betrachter besondere Bildwelten entgegen, dicht durchdrungen von Naturformen und künstlerischem Geschehen.
Katja Wunderling, 1957 in Nürnberg geboren, studierte in Nürnberg zunächst Grafik-Design (Fachhochschule) und dann Freie Malerei (Akademie der Bildenden Künste), unterbrochen von einer Studienreise nach Indien und Nepal. Sie lebt und arbeitet in Nürnberg.

Michael Schuster – Scherenschnitte aus Laub

Michael Schuster sammelt das Herbstlaub der Platanen, trocknet es und gewinnt daraus das Material für seine ungewöhnlichen Scherenschnitte. Bildgrundlage sind eigene, private Fotografien: Aufnahmen aus der Natur, Gruppenfotos, Straßenszenen, spielende Kinder … Es passiert nichts Verstörend-Aufregendes, alles verharrt im Alltäglichen und verstetigt kontemplativ die Momente gewesener Gegenwart. Adäquat ist das Material: Laub, das ebenfalls seiner Vergänglichkeit entzogen wurde und nun einen neuen Kontext schafft. Faszinierend anzusehen! Schuster reizt die Blattstrukturen aus, um mit ihnen die Binnenzeichnung seiner Figuren und Landschaftsmotive zu gestalten. Vor allem aber wirken die ausgeschnittenen Laubformen auf weißem Papier wie Szenerien im strahlenden Sonnenschein, wobei das Licht das Figürliche in den Blattausschnitten überblendet.
Michael Schuster, 1963 in Mannheim geboren, studierte in Mannheim Visuelle Kommunikation (Fachhochschule für Gestaltung) und danach Freie Kunst (Freie Kunstakademie). Er lebt und arbeitet in Berlin.

Text: Dr. Elisabeth Heil, Kuratorin

Eindrücke von der Vernissage